Gekaufte Facebook Fans / Fake Likes erkennen
So funktioniert der Like Check
Der Like Check wurde von Facebook leider eingestellt. Es gibt aktuell keine Möglichkeit mehr, die geografische Herkunft von Facebook Fans fremder Seiten zu ermitteln. 

So erkennt man gekaufte Facebook Fans

„Unser Wettbewerber hat 50.000 Fans bei Facebook. Warum schaffen die das und wir nicht??“ Mit diesem Satz wurde ich erst neulich wieder in einem Kundengespräch konfrontiert. Und tatsächlich, die Fanpage des Konkurrenten konnte eine beachtliche Fanzahl aufweisen. Für die Branche und die Unternehmensgröße war das äußerst beachtlich – oder verdächtig. Also habe ich etwas tiefer nachgeschaut und diese da: alles Fake. Doch wie erkennt man gekaufte Facebook-Fans?

Zunächst einmal: Einen perfekten Indikator, an dem man „gekauft / nicht gekauft“ ablesen kann, gibt es leider nicht. Wer sich auskennt, kann Facebook-Fans so kaufen, dass man es von außen kaum oder gar nicht sieht. So viel Mühe geben sich aber die wenigsten. Vielleicht auch, weil die, die sich so tief mit der Materie auskennen, einfach keine Fans kaufen. Oder weil „unauffällige“ Fans deutlich teurer sind.

Wodurch zeichnet sich eine normale Fanpage aus?

Ein deutsches Unternehmen hat normalerweise den größten Teil der Fans aus Deutschland. Natürlich kommen immer auch ein paar Fans aus dem Ausland, aber im Normalfall sollten 60-80% aus dem Land kommen, in dem das Unternehmen ansässig ist. Ausnahmen gibt es da natürlich immer. Auch wer Facebook-Werbung schaltet, wird immer ein paar Fans aus dem Ausland bekommen, das lässt sich kaum vermeiden.

Ein gewisser Teil der Fans wird auch mit dem Unternehmen interagieren, zumindest, wenn das Unternehmen aktiv bei Facebook postet. Erfahrungsgemäß ist eine Interaktionsrate (früher auch „People talking about“-Quote) von 1-3% normal. Alles, was darüber liegt, ist super. Alles, was weit darunter liegt, könnte verdächtig sein.

Und wie erkennt man jetzt gekaufte Fans?

Es gibt prinzipiell fünf Signale, die auf gekaufte Fans hindeuten. Keiner davon ist für sich genommen verlässlich, aber im Zusammenspiel ergibt sich oft ein klares Bild.

  • Weltweite Verteilung der Fans: Die Fans kommen nur zum Teil aus Deutschland, zum Großteil aber ist ihre Herkunft weltweit verteilt.
  • Bestimmte Länder: Typisch für Fankauf sind zum Beispiel Brasilien, Indonesien, Philippinen, Türkei und Indien.
  • Ungewöhnlicher Schwerpunkt: Die Stadt mit den meisten bzw. aktivsten Fans liegt in einem dieser Länder, obwohl das Unternehmen dort keine nennenswerte Vertretung hat.
  • Geringe Useraktivität: Nur ein sehr geringer Teil der Fans interagiert auch mit dem Unternehmen (Likes, Shares, Kommentare).
  • Ungewöhnliche Fanprofile: Sofern einsehbar, kommen viele Likes von ausländischen, inaktiven oder sonstwie auffälligen Fanaccounts, oft ohne Profilbild.

Die Herkunft der Fans ist bereits ein recht gutes Signal für möglichen Fankauf. Denn wenn Fans in großen Paketen günstig eingekauft werden, handelt es sich häufig um Fake-Accounts von Menschen, die mit dem Fan-Werden Geld verdienen (oder noch einfacher Bots). Da die möglichen Verdienste jedoch für unsere Verhältnisse extrem gering sind, sitzen diese Personen häufig in Schwellenländern oder Ländern der so genannten Dritten Welt. Natürlich kann man auch Fans aus Deutschland kaufen. Diese Pakete kosten aber ein Vielfaches von untargetierten, weltweiten (Fake-)Fans.

Praxisbeispiele

Für jeden dieser Faktoren habe ich Beispiele gesammelt, um das einmal zu verdeutlichen.

Die weltweite Verteilung der Fans kann man ganz leicht mit dem Like Check überprüfen. Einfach dort die URL der Fanpage eintragen und schon zeigt das Tool an, woher die Fans geografisch kommen.

Hierfür nehmen wir mal einen Autorenkollegen und „Social Media Experten“. Sowohl seine Fanpage als auch die Fanpage seines (eigentlich recht guten) Buches mutet ungewöhnlich an. Ein schneller Check zeigt die folgende Fan-Verteilung:

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Auffällige geografische Verteilung

Für ein rein deutsches Buch doch eher seltsam, oder? 😉

Die Useraktivität fällt bei gekauften Fans wie gesagt auch eher gering aus. Ein deutsches Unternehmen aus dem B2B-Sektor zum Beispiel kann bei über 32.000 Fans gerade mal 12 Personen dazu bringen, irgendwie mit den Beiträgen zu interagieren? Ist doch seltsam…

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Kaum Nutzeraktivität

Diese Auswertung erhält man übrigens, wenn man auf einer Fanpage links auf die Anzahl der Fans klickt.

Und schließlich der Schwerpunkt der User-Aktivität. Sofern überhaupt Fans interagieren, zeigt sich ein eher ungewöhnliches Bild. Warum jedenfalls eine deutsche Fanpage ihren Nutzerschwerpunkt in Ha Noi hat, will sich mir noch so recht erschließen…

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Ungewöhnlicher Nutzerschwerpunkt

Auch zu dieser Auswertung gelangt man per Klick auf die Fanzahl.

Kann man auch Post-Likes kaufen?

Bisher war nur die Rede von gekauften Fans, also Page Likes. Kann man denn auch Likes für einzelne Beiträge kaufen, um zumindest den Anschein von Useraktivität zu wecken? Klar kann man. Hier muss als Beispiel ein geschätzter Speaker-Kollege herhalten. Mit über 45.000 Fans spielt er ganz vorne mit, zumindest, solange man nicht den Like Check anwirft. Besonders auffällig ist, dass seine Postings immer entweder von einer niedrigen zweistelligen Zahl von Fans oder gleich von 1.200-1.500 Fans geliked werden. Hieran erkennt man deutlich, wann er die „Fan-Maschine“ angeworfen hat und wann nicht.

Bei Post Likes kann man sich mit einem Klick auf die Like-Zahl die likenden Fans anzeigen lassen. Da zeigt sich dann, wie so oft in solchen Fällen, folgendes Bild:

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Auffällige Fanprofile

Oder, bei einem anderen Post:

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Noch auffälligere Fanprofile

Auffallend ist, dass diese exotischen Fans bei den Posts mit nur sehr wenigen Likes nicht auftauchen. Dort sind es tasächliche, echte Menschen, die liken. Aber eben leider nur in sehr kleinen Mengen, das wäre für den Speaker-Superstar natürlich peinlich. Wenn man also schon nicht wirklich cool ist, kauft man sich halt ein paar Leute, die allen sagen, wie cool man doch ist ;-).

 

Achtung: keine vorschnellen Schlüsse

Bevor man jetzt aber losrennt und jedem Unternehmen mit ausländischen Fans Fankauf vorwirft, Vorsicht. Manchmal gibt es ganz logische Erklärungen. Ein deutscher Hersteller von Abfüllanlagen zum Beispiel würde durch den Geographie-Filter fallen, weil ein beachtlicher Teil der Fans aus Nepal kommt und der Schwerpunkt der Fans in Kathmandu liegt.

Dazu muss man allerdings wissen, dass das Unternehmen in Nepal eine Zahnklinik gebaut hat. Manchmal gibt es also ganz einfache Erklärungen für solche Phänomene.

Also lieber keine Fans kaufen?

Genau. Denn das bringt nicht nur nichts, sondern schadet sogar. Die Reichweite der Fanpage-Beiträge bestimmt sich unter anderem nach dem Aktivitätsgrad der Fans. Und da gekaufte Fans nicht aktiv werden, ist diese Interaktionsrate in der Regel äußerst gering. Im Endeffekt schadet man sich also selber. Vor allem dann, wenn der Fankauf auffällt. Das ist, wie wenn man einen Porsche fährt, der aber nur einen Mofa-Motor enthält. Peinlich, wenn’s auffällt.

Facebook-Anzeigen zu schalten ist übrigens damit nicht gemeint. Diese indirekte Art des „Fankaufs“ funktioniert sehr gut und ist völlig legitim. Aber dazu an einer anderen Stelle mehr.

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Die richtigen Fans kommen durch gezielt ausgesteuerte Facebook-Werbeanzeigen und professionelles Facebook Marketing auf die Seite. Das sind dann auch Fans, die wirklich dabei bleiben, interagieren und im besten Fall zu Kunden werden. Hände weg vom Fankauf, alle Macht dem Marketing.